Husky, Hase, Huhn & Co

                                                                       © copyright by Kirsten Ballasus ©

 

Die Kinderstube

 

Der Winter warf seine ersten Schatten voraus als ich am 9. November 1994 mit acht weiteren Geschwistern in Lüllingen bei Geldern das Licht der Welt erblickte.

Da meine damaligen Menschen voller Stolz auf einen Stammbaum für uns Huskywelpen zurückblickten gab man mir ordentliche Papiere und taufte mich auf den Namen `Amanda vom Geniehl `.  

Gott wie peinlich, wer will schon Amanda gerufen werden, gerade dann noch, wenn man als Vertreter der Huskys auf dieser Welt wandert.

Aber ich hatte Glück, denn mein späteres Frauchen hat diese namentliche Katastrophe noch abgewendet und mir den Rufnamen Aischa verpasst.

Den Winter über verbrachte ich also in Lüllingen mit meinen Geschwistern, meiner Mutter Inaoque und meiner Tante, die auch Aischa hieß.

Mein Vater kam nur selten zu Besuch; er hatte nicht die gleichen Menschen wie wir.

Ich weiss noch wie er stattlich daher schritt, von majestetischer Grösse und mit uns Welpen spielte.

Das waren immer die schönsten, lustigsten Nachmittage und abends sind wir dann todmüde, nachdem unsere Mutter uns gesäugt hatte aneinandergekuschelt, behütet zwischen ihr und unserer Tante eingeschlafen.

Im Schlaf haben dann unsere kleinen Pfötchen gezuckt, die Ohren gewackelt und die Augen gerollt weil uns der Tag in unseren Träumen noch einmal begleitet hat.

Es war ein schöner, ereignisreicher Winter, in dem wir miteinander viel fürs Leben gelernt haben.

Als wir grösser wurden waren unsere Menschen immer öfter traurig wenn Sie uns beim munteren Herumtollen im Garten beobachtet haben.  

Ich konnte das gar nicht verstehen, weil rundherum in unserer kleinen Welt doch alles so schön und lustig war.

Eines Tages, die Menschen hatten gerade mit großem Tohuwabohu Sylvester gefeiert, klingelte es an unserer Haustür und fremde Menschen kamen herein.

Sie waren nett, haben mit uns gespielt, mit unseren Menschen eine Weile geredet und als Sie wieder gingen fehlte plötzlich einer von uns.

Meine Mutter war an diesem Tag so traurig wie ich Sie noch nie erlebt hatte. In den folgenden Tagen wiederholte sich dieser Vorgang, manchmal auch zweimal am Tag.

Eines abends lag ich dann alleine eingekuschelt zwischen meiner Mutter und Tante; damals wusste ich noch nicht, dass es die vorletzte Nacht in meiner Kinderstube sein würde.

Tagsüber hatte ich meine Menschen belauscht als Sie sagten, wenn sich auf die nächste Anzeige keiner mehr meldet, dann dürfte ich bleiben.  

Mit dieser Hoffnung begann ich meine Reise ins Land der Träume.

Am Samstag, als die Anzeige erschien, klingelte den ganzen Tag nicht einmal das Telefon und ich wurde immer fröhlicher weil ich wohl bleiben konnte.

Einigermassen beruhigt schlief ich ein, das letzte mal neben meiner Mutter.

Den Sonntag morgen verbrachten wir dann fröhlich wie immer, erst das kleine Bäuchlein gefüllt, dann eine lustige Rangelei im Garten bis ich  erschöpft meinen Mittagsschlaf antrat.

Jäh wurde ich von dem Klingeln an unserer Haustür aus dem Schlaf gerissen. Noch verschlafen und unsicher auf meinen kurzen Beinchen trottete ich hinter meiner Mutter her Richtung Haustür um zu sehen wer unsere sonntägliche Ruhe störte.  

Da waren Sie wieder diese fremden Menschen.

Eine junge und ältere Frau, Mutter und Tochter, so standen wir uns gegenüber.

Die Tochter sollte mein neuses Frauchen werden und mich mein Huskyleben lang begleiten.

Sie war nett, spielte mit uns im Garten und roch so gut.

Sie ging mit unseren Menschen ins Haus um Kaffee zu trinken.

Ich habe noch heimlich gelauscht als sie ganz viele Fragen beantworten musste, damit meine Menschen auch sicher sein konnten dass es mir in meinem neuen Zuhause auch gut gehen würde.  

Weil ich die letzte meiner Geschwister war, gaben meine Menschen mich dann auch noch billiger her, als Sonderangebot sozusagen.  

Ich Aischa ein Sonderangebot, na das wollen wir aber mal sehen.

Dann kamen Sie mich holen, ein letzter Blick auf meinen heissgeliebte Mutter Inaoque, miene Tante Aischa und nicht zuletzt meine Menschen; dann musste ich in dieses Auto steigen, auf dem Schoß meiner zukünftigen Hundeoma quasi festgenagelt, damit ich nicht so zappelte, und dann fuhren wir ganz langsam, zwischenzeitlich hatte nämlich Blitzeis die Strasse in eine schlittschuhtaugliche Eisfläche verwandelt, in meine neue Heimat nach Kleve in die Hoffmannallee 2.

Ich weiss noch dass man mich auf der ganzen Fahrt mit dem Namen Aischa zutextete.

Ich fand dies ein bisschen blöd weil dieses, mein neues Frauchen musste doch wissen, dass so meine Tante hieß.  

Erst Tage später begriff ich endgültig dass keiner, Gott seis gelobt, mehr Amanda zu mir sagte.

Sonntag abends dann um sechs Uhr lief ich in meinem neuen Hafen ein.

Hier nun beginnt mit meinem Frauchen das Abenteuer meines Lebens.

 

Das neue Zuhause
 

Ich weiss noch, als wir in der Hoffmannallee ankamen, steuerte mein Frauchen das Auto in eine riesige unterirdische Höhle.

Es war dunkel und kalt und es gab noch einige andere Autos. Nichts roch wie zuhause, kein bekanntes Geräusch, nur lärmendes Rauschen drang durch den Höhleneingang, gemischt mit stinkenden Gerüchen, die einem den Atem stocken liessen. Ich sank tiefer in den Autositz.  

Mein Frauchen bemerkte meine Unsicherheit und nahm mich liebevoll in ihren Armen auf.

In diesem Moment beschloss ich, ihr zu vertrauen, denn alle die ich bis dahin gekannt habe, hatten mich ja offensichtlich im Stich gelassen.

So überließ ich mich ihrem wiegenden Gang, der uns in einen kleinen engen Raum führte, Horror, ein Knallorange blickte mich von den Wänden an, mein kleines Herz begann zu rasen, erst recht als mein Frauchen auch noch auf einen Knopf drückte, die Tür sich schloss und wir offentsichtlich gefangen waren.

Dann sackte mein Magen, das Ding bewegte sich, Gott sei Dank nur ein paar Sekunden, ich war kurz vorm Erbrechen, dann oh Wunder öffnete sich die Tür wieder und wir durften dieses Gefängnis verlassen.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass ich eines Tages dieses Wunder der Technik auch im Alleingang benutzen würde.

Danach ging es noch fünf Schritte nach rechts und mein Frauchen öffnete mir die Tür zu meinem neuen Domizil.

Licht flutete mir entgegen , alles sah freundlich aus, ich begann zu zappeln als ich mich meiner angeborenen vier Pfoten erinnerte und drängte darauf, meinen ersten Erkundigungsgang zu machen.

Kaum am Boden angekommen, da roch ich es schon. Ein Artgenosse, aber wo ?

Ich konnte niemanden entdecken.  

Aber ich roch es ganz deutlich, in jeder Ecke, in jeder Faser des Teppichbodens, überall.

Schade, ich hatte mich schon auf ein ausgelassenes Spiel nach der langen Fahrt gefreut.

Später erzählte mir mein Frauchen, dass bis vor kurzem ein Huskyweibchen namens Pris hier gelebt hatte, die aber sehr früh gestorben war.

Mein ausgelassenes Spiel bekam ich trotzdem, und zwar mit meinem Frauchen.

Sie liess mich hinter Bällen herjagen, zerrte gemeinsam mit mir an Socken herum, bis wir beide erschöpft am Boden hockten.

Mein knurrender Magen liess sie aufhorchen und prompt reagieren; eine Welle der Sympathie entrang sich meiner Hundeseele.  

Der Napf in der Küche wurde für mich gefüllt, mmhh lecker einen neue Sorte, und ich frass mich richtig satt.

Erstaunt stellt ich fest, dass ich mit niemanden teilen musste. Dies liess mich in meinem späteren Leben zu einem genussvollen, langsamen Fresser werden, zumindest was die Hauptmahlzeiten anging, bei Leckerchen besann ich mich da schon eher auf mein wölfisches Erbe.

Mit nun vollen Bäuchlein lotste mein Frauchen mich dann zu unserem Schlafplatz.

Ich bekam die Luxuskategorie, damit ich mich bloss nicht so alleine fühlte, das Bett.

Angekuschelt, in die fremde Welt hineinhorchend, fiel ich erschöpft in einen traumreichen Schlaf.

 

Der erste Tag

Ich war schon wach, es war noch ganz früh am Morgen, aber es dämmerte bereits. Meine Blase gab Alarm, der Magen knurrte schon wieder und ich stand in den Startlöchern für neue Abenteuer.

Ich hatte nur ein Problem, wie schaffte ich es bloß, mein Frauchen zu wecken ?

Freudig schlug meine kleine Rute auf die Matratze ein, da musste doch was zu machen sein.

Langsam steigerte ich mich zu einem Crecendo und siehe da, mit Erfolg. Sie öffnete die Augen, noch verschlafen, dann erkennend mit einem fröhlichen Lächeln begrüßend.

Hurra, die Welt hatte uns wieder. Sie schien das Problem kleiner Hundewelpen zu kennen, denn nullkommanix war sie nach Art der Menschen gekleidet und schleppte mich zum Aufzug. Diesmal fuhren wir nicht in die Höhle, sondern stiegen eine Etage früher aus.

Dann auf die Strasse, rasch noch eine Ampel überquert bis wir den nächsten Grünstreifen erreichten. Dort setzte sie mich sanft ab und versuchte mir beizubringen, dass ich genau jetzt meine Geschäfte erledigen dürfte.

Pustekuchen, ich musste erst mal diesen Kulturschock verdauen.

Soo viele Autos und Menschen hatte ich nie zuvor gesehen. das war zuviel für mein kleines Welpenhirn, die Verknüpfungen waren noch nicht geschaltet.

Frauchen dachte wohl mir gefällt das von ihr gewählte Plätzchen nicht und versuchte dann auch noch, mich mittels einer Leine weiterzubewegen.

Nee, so nicht, nicht am ersten Tag.  

Vor lauter Schreck liess ich dann wohl doch noch unter mich, was mit einem freundlichen Lob ihrerseits quittiert wurde.  

Sie nahm mich wieder auf, da ihr die Sinnlosigkeit der Leinenführigkeit am ersten Morgen wohl bewusst wurde und schleppte mich dann zum Frühstück wieder in die Wohnung.

Nach dem Frühstück gings wieder los, diesmal wollte sie mir am Tiergehege die Rehe und Wildschweine zeigen.

Das war lustig, ich durfte ohne Leine laufen und jagte hinter ihr her, was man so jagen nennt auf diesen kurzen neun Wochen alten Beinchen.

Überall roch es so gut und ich musste stehen bleiben um alles genau zu begutachten.

Zwischendurch rief sie nach mir und wenn`s dann nicht Spannendes gab, rannte ich was das Zeug hielt auf  Sie zu und wurde immer mit einer kleinen Leckerei belohnt. Mann, das war echt spannend, und ich hätte Stunden so weitermachen können, aber ich war immerhin noch ein Welpe und nach zwanzig Minuten so müde, dass Sie mich schnell wieder nach Hause brachte.

Glücklich und müde wurde mein Zustand direkt für meine erste Lektion in Sachen, Aischa allein zuhaus, ausgenutzt.

Ich glaub Sie war nur kurz im Keller um Wäsche zu waschen und hat sich dann wieder hochgeschlichen um minutenlang an der Tür zu lauschen ob ich auch keinen Blödsinn mache.

Mann, auch ein Sonderangebot ist nicht blöd, ich lag ja bequem in ihrem Wäschekorb, eingebettet in ihren Geruch und wartete drauf, dass sie endlich den Schlüssel ins Schloss steckte und die Tür aufschloss.

Ihre Begrüßung quittierte ich mit einem müden Schwanzwedeln und gab mich ganz gelassen.

Siehste, geht doch.

 

 

Neue Freunde

 

 

 

In den nächsten Tagen und Wochen waren wir überall unterwegs. Sie zeigte mir alles was für einen Hund unter Menschen wichtig ist.

Das Schönste waren meine neuen Freunde.  

Mein Frauchen war mit deren Menschen befreundet. Diese hatten gleich zwei Vierbeiner, eine grosse schwarzwuschelige Bouviermischlingshündin namens Bijou und einen jungen draufgängerischen Akbashrüden namens Sam.

Mann das war cool, da ging mal richtig die Post ab. Mal ganz im Vertrauen, so kann man mit seinen Menschen nicht spielen, die sind immer so zimperlich.

Wir verbrachten viel Zeit miteinander und sie zeigten mir viele Dinge, die Frauchen gar nicht so wissen kann, Hundekram eben.

Eines Tages haben wir dann eine Geburtstagsparty unserer Frauchen vorbereitet.

Das ging schon am Nachmittag los; in all ihrem Eifer vergass Frauchen glatt mein Mittagsschläfchen, und es ging bis tief in die Nacht.

Es war so lustig, all die vielen netten Menschen, die einen hinter den Öhrchen kraulten und mit Leckerchen abfüllten.

Im Nachhinein betrachte ich diesen Abend als Hardcore-Ausdauertest für Hundewelpen, denn am nächsten Morgen versuchte ich mich wie ein neugeborenes Fohlen auf meine vier Beine hochzustemmen, was mir aber einfach nicht gelingen wollte.

Fazit, ich wurde den ganzen Tag getragen und hab geschlafen als hätte man mir fünf Milligramm Valium verabreicht.

Frauchen hatte ein schlechtes Gewissen.

Recht so.

 

 

 

Der Ernst des Lebens

 

Ich hoffte ich blieb verschont; Bijou und Sam hatten mir schon von dieser Ungeheuerlichkeit erzählt, Frauchen wollte mit mir auf den Hundeplatz.  

 

Erziehung war angesagt.

Hatte Sie denn mein Rasseportrait nicht gelesen ?

Ich bin schwer erziehbar, musste sie uns das antun ?

Aber Frauchen hat ihren Willen und so nahm das Schicksal seinen Lauf.

Eigentlich wars dann gar nicht so schlimm.

Ich traf viele nette Artgenossen mit denen ich spielen durfte.

Schnell lernte ich, wer dominiert gewinnt und entwickelte ein Hobby, welches mir auch heute noch grosse Freude bereitet, Artgenossen besteigen.

Ob groß, ob klein, älter oder jünger, wie beim Rodeoreiten, so lange wie möglich oben bleiben.

Nur wenige boten mir Kontra, die meisten merkten schnell, dass dies für mich nur ein freundschaftliches Spiel war.

Wir hatten eine grosse, imposante Trainerin; sie brauchte nur auf mich herabzublicken, ein scheinbar liebevolles Kommando und ich tat wie mir geheissen.

Frauchen tat sich da etwas schwerer.

Sie musste ja auf so vieles achten, die Leine, den richtigen Moment, das Lob und nicht zuletzt auf mich.  

Ähnlich wie beim Auto fahren, Kupplung, Gang einlegen, Rückspiegel, Blinker. Ich sag euch, das dauert.

Lange hab ich ihre verzweifelten Koordinationsversuche ausgenutzt.  

Ausdauertest Kommando Sitz, ich stehe auf, Sitz, ich stehe auf, Sitz, ich stehe auf, SITZ, die Hand auf meienm Po, o.K. die nächsten zwanzig Sekunden hast Du gewonnen.

Auf diese Art und Weise haben wir uns mühsam als wachsendes Team vorangearbeitet.

Aber es gab auch Dinge die ich freiwillig schnell lernen wollte, wegen dem Funfaktor. Wir waren nämlich eine Truppe von Tunierhundsportlern, das heisst Gerätetraining. Ich durfte über Tonnen, durch Reifen und Hindernisse springen, und da ich ein guter Sprinter bin, fand ich es immer ganz klasse im Ziel schon auf Frauchen zu warten; sie kam dann auch, Stunden später.

Jeder ordentliche Hund soll ja auch sein Können durch eine Prüfung unter Beweis stellen.

Ich ahnte es, die Begleithundprüfung stand ins Haus.

Obwohl mir das bewegungslose Dahinvegitieren in der Platzablage noch recht schwer viel, meldeten wir uns zur Prüfung an.

Frauchen sackte abends schon das Herz in die Hose und traf ihre Vorbereitungen. Es roch verführerisch, Sie stopfte die linke Tasche ihrer Jacke über Nacht mit Fleischwurst voll in der Hoffnung, dass ich während der Prüfung an ihrer linken Seite klebte.

Selbstverständlich entfernte Sie die Wurst am nächsten Morgen, so dass nur noch das Aroma einer überdimensionalen Fleischwurst an meiner rechten Seite mit zitternden Knien daherstakste.

Ich machte es ihr aber auch nicht leicht.

Immer wieder verlangsamte ich mein Tempo um die Erzählungen meiner Vorgänger zu lesen. Wir waren ein schleppendes Gespann, die A-Note noch gerade lesbar.

In der Ablage war der Richter sehr nett ,immer wenn er merkte dass mein Bewegungsdrang übermächtig wurde, vertiefte er sein Gespräch mit dem Prüfungsleiter und wandte seinen prüfenden Blick scheinbar ab.

So konnte ich von Zeit zu Zeit durch dezentes Robben meine Position um einige wenige Meter verändern um mein näheres Umfeld zu erkunden.

Gott sei Dank wandte Frauchen mir den Rücken zu; ihre Kollapsneigung war unverkennbar.

An der Strasse hatten wir dann wenig Probleme und Frauchens Wangen färbten sich tatsächlich wieder mit ein wenig Farbe.

Als man mich an einen Baum festband, begann ich genüsslich zu buddeln und die vorbeisausende Richtermappe liess mich schier unbeeindruckt.

Alles in allem befand man mich dann für umwelttauglich.

Ich hatte ein wenig den Eindruck gewonnen dass man mich, als schwer erziehbar geltend, mit einem zugedrückten Auge beurteilte; dieses nutzte ich in meiner Karriere als Tunierhund, sehr zum Leidwesen meines Frauchens, dann auch mal hin und wieder aus.

Nicht selten verliessen wir eine Platzanlage und sie raunte mir mit gepresster Stimme ins Ohr, das war das letzte Mal.

Lange musste ich auf die Erfüllung dieses Versprechens warten, denn in der Prüfung gibt`s nun mal kein Leckerchen und von einem überschwänglichen Lob wird man nun mal nicht satt.

 

 

Frühlingsgefühle

 

 

Was ihr Menschen vielleicht nicht so wisst, auch wir Hunde haben Frühlingsgefühle.

Ich war nicht viel älter als ein Jahr als ich mit Frauchen und ihrem neuen Galan zu einem Waldspaziergang aufbrach.

Ein aus der tiefe kommendes Glücksgefühl trieb mich vorwärts, auf der Suche einer mir noch unbekannten Macht.

Ich hatte freie Hand denn Frauchen war so mit ihrem neuen Lover beschäftigt, dass man mir schon seit mehreren Minuten die Aufmerksamkeit entzogen hatte.

Ich machte mich vom Acker und war bald erfolgreich bei meiner Suche.

Irgendwann, ich war schwer beschäftrigt mit meinem Artgenossen des anderen Geschlechts, völlig meinem triebhaften Taumel ergeben, drang der verzweifelte Ruf meines Frauchens an mein Ohr.

Nee Frauchen nicht jetzt, da musst du mal eben warten bis wir hier fertig sind. Also nahm ich mir die Zeit die nötig war.

Frauchen durfte ein einziges Mal in ihrem Leben länger als zwanzig Minuten auf mich warten.

Als wir soweit waren machte ich mich auf den Weg in meinen Heimathafen, begleitet von meinem Triebbefriediger, in heisser Liebe entbrannt, hoffend noch einmal zum Zug zu kommen.

Endlich hatten wir Frauchen erreicht. erleichtert mich wieder zu haben sank sie auf die Knie und nahm mich liebevoll in den Arm.

Dann erst erblickte sie den Grund meines Verschwindens und kalte Schweissperlen machten sich auf ihrer Stirn breit.

Fröhlich schloss mein Verehrer auf, ein weisser Toypudel.

Frauchen schickte ihn zur Hölle, nichts gegen Pudel aber nicht auf ihrem sibirischen Husky !

Sechs Wochen später wurde ich meiner inneren weiblichen Organe beraubt.

In Vollnarkose.  

 

 

 

 

Ferien

 

Unsere erste Urlaubreise sollte nach Italien führen, an die Adriaküste.

 

In Lido de Jesolo stiegen wir standesgemäß in einem 4-SterneHotel ab.

Die Italiener waren sehr freundlich und zeigten mir regelmäßig ihre Verehrung.

Täglich unternahmen wir kleine Ausflüge in die nähere Umgebung.

Einer führte uns in die Lagunenstadt Venedig.

Romantik pur !

Hätte mir ein heissblütiger Rüde sein Herz zu Füssen gelegt,ich wäre seinem Charme erlegen.

Die Stadt war voller fremder Gerüche, gepaart mit der Symphonie des Meeres.

In der Mittagszeit suchten wir uns ein nettes Strassencafe um ein wenig auszuruhen, der Kellner servierte mir eine Schüssel kühles Nass unter dem Tisch, wo ich zu Füssen meines Frauchens das pulsierende Leben der Stadt beobachtete.

Dann sah ich sie, diese grünen stechenden Augen, verharrend,fixierend um nicht zu sagen provozierend !

Das war zuviel.

Die locker unter dem Tisch gehaltene Leine spannte sich, und nur der geistesgegenwärtigen Reaktion meines Frauchens war es zu verdanken,dass nicht der ganze Tisch, mit Aufbauten, seine Position dramatisch veränderte.

Sie liess die Leine los und ich hatte ganze Handlungsfreiheit, diese unverschämt aufgeblasene italienische Mietzekatze zu verfolgen.

Wir stürzten uns ins Lokal und lieferten uns eine 007-Verfolgungsjagd unter den Tischen zwischen den Beinen der laut gestikulierenden Italiener.

Ich verlor sie aus den Augen, Frauchen erwischte meine Leine.

Unterwürfig schlichen wir uns aus dem Lokal, ich nix  verstehen, no advocart.

 

Da noch Vorsaison war, erlaubte man mir gemeinsam mit meinem Frauchen im hoteleigenen Garten am Pool ein Sonnenbad zu nehmen.

Frauchen war so freundlich, mir einen Platz auf ihrer Sonnenliege anzubieten.

 

Bis heute ziehe ich eine bequeme Unterlage dem Boden vor.

 

 

 

 

 

 

Grenzenlose Tierliebe

 

Um einen kurzem Abriss über die grenzenlose Tierliebe meines Frauchens zu liefern, in meinen Augen wäre eine auf mich beschränkte Tierliebe vollkommen ausreichend gewesen, hier einige typische Verhaltensweisen ihrerseits auf einem alltäglichen Waldspaziergang.

 

Ihre Gangart reduzierte sich desweilen aufs Schneckentempo wenn Sie damit beschäftigt war, jeden einzelnen ihren Weg kreuzenden schwarzen Riesenkäfer wieder auf sein Füsse zu stellen wenn er hilflos zappelnd auf seinem rückwärtigen Panzer schaukelte.

Mir sollte es recht sein, so hatte ich Gelegnheit, das wegrandige Gebüsch genauer zu erkunden. So auch eines Tages als ein Frischling unvorsichtigerweise meinen Weg kreuzte, dessen Verfolgung ich als willkommene Beute aufnahm.

Frauchen stockte der Atem, in Erwartung einer wütenden Bache, wäre sie denn aufgekreuzt diese mir sicherlich mein Lebenslicht ausgeblasen hätte.

Da Sie aber endlose Sekunden später nicht auftauchte machte sich mein Frauchen an unsere Verfolgung, um das laut quiekende Jungtier zu retten.

Ihr wütendes näher kommendes Stampfen war dem einer aufgebrachten Wildsau nicht unähnlich. Sie erwischte mich sozusagen auf frischer Tat und als Strafe erwarteten mich drei lange Jahre an der Flexileine, ohne Bewährung.

 

 

Dessen nicht genug.  

Auch mein innerhäuslicher Frieden wurde durch das ewige Geschnatter ihrer freifliegenden Wellensittiche empfindlich gestört.

Kamikazeartige Anflüge trieben mich an den Rand des Wahnsinns, aber ihr warnender Blick gebot mir Einhalt.

Eines Tages jedoch bekam ich meine Chance.

Die Kralle eines der gefiederten Plagegeister verfing sich im Teppich.  

Mein Trieb hatte gesiegt.

Nachdem Frauchen mit mir fertig war konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, jemals einen innerhäuslichen Jagdtrieb besessen zu haben.

Fortan war mir das vollkommen altypische Huskyverhalten zu eigen, mit jedem Kleintier auf freundschaftlichen Fuß zu leben.

Mein erster echter Hauskumpel, wir teilten sozusagen Tisch und Bett, war ein hoppelndes Albinoschlappohr.

 

 

Stürmische Leidenschaft

 

Der Sommer neigte sich langsam seinem Ende zu als ich mich mit Sam und Bijou auf ein Eis in der Klever City verabredete.  

Wir brachten unsere Frauchen mit, weil einer musste ja schließlich zahlen, denn Hundedollar wurden damals noch nicht als öffentliches Zahlungsmittel akzeptiert.

Es war Mittagszeit und viele Klever Bürger nutzten ihre Mittagspause um die letzten wärmenden Sonnenstrahlen des Sommers einzufangen.

Die Fußgängerzone war also gut besucht und wir hatten an einem Tisch am Rande des Eiscafes Platz genommen.

Unsere Frauchen waren tief ins Gespräch versunken und beobachteten uns nicht weiter da wir friedlich, unsere Leinen um die Stuhlbeine gelegt, zu ihren Füßen lagen.   

Wie immer ein Fehler.

 

Plötzlich sah Sam sie, diese dahinschwebende blonde Schönheit, ein Afghanenweibchen, umhüllt von einem überaus verführerischen Duft.

Seine Muskeln spannten sich als er zum Sprint ansetzte um seiner Angebetetn den Hof zu machen.

Sein Frauchen, welches sich noch auf dem Stuhl befand an dem die Leine befestigt war, setzte gerade ihr Glas Eiscafe an die Lippen als sie mit verwundertem Blick, nicht begreifend was ihr geschah, auf dem Stuhl hockend, rückwärts die Fußgängerzone mehrere Meter passierte bis sie dann zeitlupenartig, letztendlich unvermeidlich, zu Fall kam.

Beobachtende Passanten rissen zunächst ersteunt ihre Münder auf.

Als offensichtlich wurde dass dem Frauchen dieses stürmischen Rüden nichts passiert war, wurde sie zum Brüller des Tages.

Es hat lange gedauert bis Sie ihrem heissblütigen Akbash verzieh. 

 

 

 

 

 

Die Geschmäcker sind verschieden

 

 

Es war in einem Winter in Österreich und ich durfte den ersten grossen Schnee meines Lebens erleben. Wir begaben uns auf eine Wanderung durch den winterlichen Wald und ich jagte unermüdlich kleine Schneehänge hinauf und hinab oder schlitterte über zugefrorene Pfützen.

 

Hin und wieder traf ich auf die Spuren der anderen Waldbewohner und machte mich ganz nach Huskyart an die Verfolgung derselben.  

 

 

Ganz unvermittelt traf ich auf die Losung eines grossen Geweihträgers und instinktiv wusste ich was zu tun war um mich an diesen grossen Gegner anzuschleichen.

Ich begann mich in dieser wunderbar weichen, duftenden Masse zu wälzen und achtete pfleglich darauf, dass beide Halsseiten ordentlich bedeckt waren.  

Dann machte ich mich auf die Suche nach dem Gehörnten.

Hin und her gerissen zwischen Jagdlust und dem langsam wütender werdenden Rufen meines Frauchens, entschied ich mich letztendlch, meiner Chefin Folge zu leisten. Sie wollte gerade zum Lob ansetzen als sie mich kommen sah.

Ich setzte in gewohnter Manier zum Begrüßungssprung an, als sich ihr Gesicht vor Ekel verzog.  

Sie sagte nicht viel, hielt mich aber auf Abstand.

Sie wurde erst wieder mein nettes Frauchen nachdem ich eine kämpferische Duschaktion mit Schampoo überlebt hatte.

 

 

Das war es mir wert.

Im Laufe meines Lebens wiederholte sich diese Aktion von Zeit zu Zeit, insbesondere im Frühjahr, wenn die Bauern ihr Feld frisch gedüngt hatten.  

Spitze, das ist wie Davidoff für Hundenasen.

Einmal besann ich mich jedoch rechtzeitig um das Leben meines Frauchens nicht zu gefährden, welche in einem hysterischen Anfall, einer Hyperventilationstetanie nahe, hinter mir her schrie.

Mein Gott, was ist schon dabei, ich befand mich gerade in einer sensationellen Aufholjagd eines Gülle spritzenden Fahrzeuges um mir eine Ganzkörperdusche zu gönnen, als  dieser Verzweiflungsschrei mein Gehör streifte.

O.K., keep cool man, ich komm ja schon.

Selten hab ich eine derartige Erleichterung in ihrem Gesicht bei meiner Rückkehr gesehen.

Ja, ja Frauchen ich hab dich auch lieb.  

 

 

Döner Kebab

 

Schwimmen ist eine meiner grossen Leidenschaften.

Bereits mit viereinhalb Monaten stürzte ich mich bei 4 Grad Celsius in einen See wissend, dass ich die notwendige Technik beherrschen würde.  

Wäre ich der Selbstüberschätzung erlegen, hätte Frauchen mich zweifelsohne gerettet.

Natürlich machte das ganze im Sommer viel mehr Spass und wir gingen oft an den Baggersee zum Baden. Ich war damals noch im Wachstum, sah aus wie ein dürrer Hering.

Nach dem Schwimmen hatte ich mit einem Artgenossen im Ufersand gebalgt als mir ein verführerischer Duft um die Nase wehte, Menschenessen.

Frauchens Protest ignorierend machte ich mich auf die Suche nach der Quelle der köstlichen Verführung.

Ganz auf meine Nase konzentriert achteten meine Pfoten nicht mehr auf den Weg und landeten promt in einer Glasscherbe; Mist, ich blutete, aber halb so wild.

Mein Magen schlug bereits Purzelbäume als mein Ziel in greifbare Nähe rückte.

Unten an der Uferböschung sah ich sie dann, ein Pärchen, ich kannte die beiden aus unserem Fitnessstudio, hatte sich zum Angeln am Ufer häuslich eingerichtet.  

Für ihr leibliches Wohl sollte in absehbarer Zeit ein frisch zubereiteter Döner sorgen. Ich kam der geplanten Stillung ihres Hungers zuvor und nahm mir schwanzwedelnd eines der in Alufolie verpackten Leckereien.

Es schmeckte köstlich, nur die Tomaten lagen nicht ganz auf meiner

Geschmackswelle und ich sortierte sie sorgfältig aus.

Die Menschen wollten schon lauthals protestieren, als mein bemitleidenswerter Anblick sie verstummen liess.

Nass, offensichtlich abgemagert, mit einer Panade aus Sand überzogen und einer blutenden Pfote hielten sie mich wohl für einen streunenden, ausgehungerten, vermutlich ausgesetzten Hund, sodaß ihr tierliebes Herz dahinschmolz.

Erst als mein Frauchen sich vorsichtig, am liebsten hätte sie sich gar nicht als solches geoutet, um Verzeihung bittend, von hinten anschlich, erkannten sie mich und sprachen mich erstaunt mit Aischa an.

Freundlich erwiederte ich ihren Gruss und schlich mich dann, mit Frauchen . 

 

 

 

Fitnesswahn

 

Das Frauchen eine sportliche Type ist war ja schon klar, sonst hätte sie sich wohl keinen Husky angeschafft.

Dass ihr Bewegungsdrang mitunter fast schon gesundheitsgefährdende Ausmaße annimmt, scheint sie nicht im mindesten zu stören.

Ich fand uns in der Kategorie Extremsportler wieder, als sie endlich mit dem Rauchen aufhörte und in ihrem neu entdeckten Gesundheitswahn den Laufsport für uns entdeckte.

Ohne lange nachzufragen setzte sie rassetypisch voraus, dass mir genau dieses öde, kilometerlange Daherlaufen Spass machen müsste.

Meine eher bevorzugte Spurensuche am Wegrand wurde erheblich eingeschränkt.

Frauchen hatte Blut geleckt, zumal wir als Tunierhundsportler unser Können bis hin zur deutschen Meisterschaft unter Beweis stellen können.  

Sie hatte ein Ziel vor Augen und ich musste mal wieder, wohl oder übel, mit.

Wir trainierten wie die Blöden und arbeiteten uns langsam nach oben.  

Auf unserer dritten deutschen Meisterschaft wollte sie dann endlich mal aufs Treppchen. Mir wars egal, denn Pokale und Urkunden liegen geschmacklich nicht so auf meiner Wellenlänge und schwer verdaulich sind sie obendrauf.

Also wurde alles geplant um im September nach Harsefeld zu fahren.

Eine Leidensgenossin von mir wurde ebenfalls genötigt diesen ehrgeizigen Weg unserer Frauchens zu gehen, Gyöngyös, eine Bouvierhündin, wobei ich glaube, dass sie der ganzen Sache einen gewissen Funfaktor abgewinnen konnte.

Man unterzog uns einem ausgefeilten Trainingsprogramm.  

Unter anderem gab es einige Einheiten Krafttraining indem man uns vor ein Saccocart spannte und uns abverlangte, meines Erachtens nach, unsere tonnenschwere Frauchens durch die Gegend zu ziehen.  

Die feuerten uns mit ihren zuckersüssen Stimmen von hinten motivierend an, ich sag nur, total ätzend.

Hin und wieder ließ ich mich zentimeterweise in meinem Geschirr zurückfallen, weil Arbeitsstress ist nun mal nicht mein Ding, und Gyöngyös war so freundlich und zerrte uns alle mit.

Im September waren wir dann in Topform, packten das Auto voll und machten uns auf den Weg nach Harsefeld.

Gyöngyös und ich wurden hinten im Kombi ordnungsgemäß angeschnallt und los gings.  

Ich wollte mich noch ein wenig entspannen vor dem grossen Rennen am nächsten Tag und hatte es mir gerade gemütlich gemacht, als Gyöngyös mir und unseren Frauchens die Begeisterung für dieses Abenteuer deutlich machte.

Wie ein riesen Wackeldackel wippte sie voller Begeisterung von einer Vorderpfote auf die andere und begrüsste auf der Autobahn jedes überholende Auto mit einem begeisterten Gekläffe. Nee, ne, das hält ja kein Schwein aus.  

Entweder ihr Frauchens sprecht jetzt mal ein Machtwort oder Ihr lasst Euch nicht mehr überholen.

Das Machtwort kam und irgendwann entspannte der Wackeldackel und legte sich nieder.

Voll entspannt ließ sie unverdauliche Winde ziehen, die von Zeit zu Zeit eine schlagartige Frischluftzufuhr erforderlich machte.

Gott sei Dank rauchte keines unserer Frauchens, der kleinste Funke hätte uns wahrscheinlich mitsamt dem Kombi in die Luft gejagt.

Irgendwann erreichten wir unser Ziel und verbrachten die Nacht mit vierhundert begeisterten Hundesportlern auf einem Campingplatz.

Geschlafen haben wir nicht, denn bei vierhundert Vierbeinern mit ihren Menschen in Zelten und Wohnwagen hat immer mal wieder jemand was zu sagen.

Am nächsten Morgen schwächelten Frauchen und ich beide etwas, aber trotzdem schafften wir noch den vierten Platz. Gyöngyös und ihr Frauchen schafften es sogar aufs Treppchen.

Nach diesem Stress waren wir ganz in Siegerlaune und Feierstimmung.

Wir erhielten unsere wohlverdiente Bratwurst und unsere Frauchens prosteten sich mit einem Bier zu, morgens um elf.

 

 

Hundeomas lieb ich sehr

 

Immer wenn Frauchen arbeiten ging, freundlicherweise hatte sie sich bereit erklärt die Brötchen für uns zu verdienen, hatte ich das Glück diese Stunden bei meiner Hundeoma zu verbringen.

Als ich noch ganz klein war stand sie dann ganz früh auf damit ich,wenn Frauchen mich um zwanzig Minuten nach fünf ablieferte, nicht allein in der zunächst fremden Küche verbringen musste.  

Sie hat eine bequeme, gut gepolsterte Eckbank, und dort verbrachten wir gemeinsam den Rest der Nacht.

Als ich grösser wurde und mich schon auskannte kam sie erst später, wenn sie ausgeschlafen hatte.

Meine Hundeoma ist eine sehr höfliche Person und ich meine sie ist einer der wenigen Menschen, die eine angemessene Kommunikationsebene zu mir gefunden hat.

Anders als bei Frauchen, welche mir z.B. ein forsches Kommando ´Platz´angedeihen lässt, gibt mir meine Hundeoma ein höfliches `nimm bitte Platz Aischa `.  

Ich befolge dies stets, schwenkt sie doch bereits ein verführerisches Leckerchen vor meiner Nase.

Auch beim Spazierengehen ist sie sehr rücksichtsvoll.

Es gibt da Routen, welche ich mit Frauchen locker in fünzehn Minuten abmaschiere; mit meiner Oma kann ich auf derselben Strecke schon mal gut und gerne eine Stunde unterwegs sein,lässt sie mich doch überall wo es mein Herz begehrt ausgiebig schnüffeln.

Liegt die Quelle des Duftes dann mal ein wenig abseits des Weges, so wird Oma halt hin und wieder an der gestrafften Leine beschleunigt.

Ich finde hier hat mal ein Mensch wirklich die Bedürfnisse eines Hundes verstanden, denn schließlich geht ihr ja in erster Linie für uns Hunde spazieren.

Aber ich bin nicht immer der einzige tierische Gast den meine Oma genötigt wird zu betreuen.

In einem Frühsommer, auf dem Weg zur Arbeit, es war ein Sonntag morgen, rettete Frauchen ein Amselbaby, welches hilflos mitten auf der Fahrbahn hockte.  

Meine Oma bekam die dankbare Aufgabe, das Vogelkind an diesem Sonntag nachmittag, während Frauchen arbeiten musste, mit geeigneter Amselnahrung zu versorgen. Es war ganz lustig, gemeinsam krabbelten wir auf allen Vieren durch den Garten, wühlten in der Erde und suchten Regenwürmer.

Unser kleiner Gast musste an diesem Tag mit Sicherheit keinen Hunger leiden, eher glaube ich, hingen ihm die Würmer schon zum Halse raus.

Am nächsten Morgen ging Frauchen dann in ein Anglergeschäft und besorgte eine Dose Maden, eine echt Vogeldelikatesse.

Mit der Pinzette fütterte sie den kleinen Piepmatz mehrmals täglich mit dem zappelnden Gewürm.

Wer nun keine Maden kennt sollte wissen, dass sie bei Zimmertemperatur zu äußerst flinken Weggefährten werden, deshalb werden sie auch immer im Kühlschrank aufbewahrt, bis sich die nächste Fütterung des kleinen Nimmersatts anbahnte.

Eines Tages lieferte Frauchen uns beide vor dem Frühdienst wieder bei der Oma ab. Wir waren schon spät dran, aber auf energisches Bitten des hungrigen Vogelkindes schob sie schnell noch eine Zwischenmahlzeit ein und machte sich danach hektisch auf den Weg zur Arbeit.  

Leider hatte sie vergessen die Dose Maden in den Kühlschrank zu stellen und zu alledem den Deckel auch nicht richtig verschlossen.  

Bequem unter der Eckbank plaziert beobachtete ich das Unvermeidliche.

Eine Invasion munterer kleiner weisser Maden ergoss sich blitzartig in der Küche, eroberte den Fussboden und jede erreichbare Ritze.

Von oben hörte ich schon die morgendlichen Geräusche meiner Hundeoma, die mich in ein paar Minuten freundlich begrüssen und den ersten Kaffee des Tages mit mir geniessen würde. dann hörte ich schon ihre Schritte auf der Treppe, als ein gellender Schrei die Stille zeriss.

Überall im Untergeschoss wuselte das weisse Getier herum.

Als ihr erster Schock überwunden war machte sich ihre ungebremste Wut im Raume breit. So hatte ich sie noch nicht erlebt. Mit der Pinzette bewaffnet machte sie sich auf die Jagd nach den schleimigen Kriechern.

Leider konnte ich nicht helfen und wurde energisch unter die Küchenbank verwiesen. Ausnahmsweise gehorchte ich sofort.

Gegen Mittag waren dann fast alle eingefangen; natürlich begegnete uns in den nächsten Tagen und Wochen immer wieder eine Entflohene, welche sich zum Schutz unter den Fussleisten verkrochen hatte, außerdem gab es in diesem Sommer ungewöhnlich viele Brummfliegen in Omas Haus.

Dann mittags hörte ich Frauchens Auto; ich wollte sie noch warnen aber Oma war schneller und Frauchen wurde mit einer Tirade wüster Anschuldigungen an der Haustür empfangen.  

Als sie dann langsam begriff was vorgefallen war, presste sie ihre Lippen zusammen um nicht laut loszuprusten.  

Ein letztes wütendes Aufbäumen ließ meine Menschen dann in schallendes Gelächter ausbrechen.

Die Amsel haben wir jedenfalls alle gemeinsam großgezogen.

Auf der Schrägwand am Hundeplatz machte sie ihre ersten Flugübungen und eines Tages zog sie dann hinaus in ihre Vogelwelt.

 

 

Vierkampfepisoden 

 

Das Frauchen und ich aktive Vierkampfsportler sind erwähnte ich ja schon. 

Die Sache an sich war schon in Ordnung und machte auch Spaß.  

Auch die Tuniere waren immer lustig, man traf jede Menge Artgenossen und wir hatten uns viel zu erzählen. 

Mit unseren Menschen kämpften wir dann gemeinsam um die Siegtrophäen.  

Das schönste am Tuniertag war, dass Frauchen mich nicht wie üblich korrigieren durfte, denn das gab auf jeden Fall Punktabzug.

Genau diese hatte ich dann auch ziemlich schnell geblickt und ging hin und wieder meine eigenen Wege . 

Ich erinnere mich, am Anfang meiner Karriere auf einem Tunier in Homberg, die Platzanlage wurde an einer Seite von einem Wäldchen begrenzt, Frauchen und ich befanden uns bereits in der Freifolge auf den letzten Metern, als rechts am Waldrand ein Kaninchen meine Aufmerksamkeit weckte. 

Welch willkommene Abwechslung.

Ich entschloss mich zu einer kurzen Unterbrechung des elenden Gehorsams und legte eine Jagdpause ein.

Aber als die vielen Helfer verzweifelt nach mir riefen entschloss ich mich doch zügig zur Rückkehr.  

Der Richter war dann so nett und ließ uns unsere Übung beenden. 

Ein anderes Mal riss ich mich dann zusammen und zeigte an Frauchens Seite eine recht ordentliche Unterordnung, sodaß sie vor Stolz strahlte.

So in Sicherheit gewogen riss ich sie dann auf der Gerätebahn rein.

Entweder legte ich nach dem Tunnel, bevor sie meine Leine zu fassen kriegte eine Extrarunde ein um dem Richter vor lauter Freude über den gelungenen Tag mitten ins Gesicht zu springen oder ich entschloss mich zum frühzeitigen Verlassen der Platzanlage wenn der letzte Durchgang beendet war. 

So auch einmal als wir im zweiten Durchgang die Gerätebahn vor der Mittagspause absolvierten. Wir bewegten uns im Zieleinlauf direkt auf das Publikum zu.

Ich befand mich im vollen Speed, passierte das Zieltor, steigerte mein Tempo noch um einige Nuancen, setzte zum Sprung an, flog über den Zaun und begab mich auf dem kürzesten Weg zum Grillmeister, der zweifelsohne meine Belohnung für sportliche Leistungen bereits auf seinem Grill zubereitete.  

Frauchen regte sich mal wieder etwas auf, verstand ich gar nicht. 

Je älter und routinierter ich wurde konnte ich Frauchen tatsächlich irgendwann dazu überreden nur die Disziplinen im Wettkampf zu starten die mir wirklich Spaß machten, um ihr jegliche Peinlichkeit zu ersparen. 

So hatte ich im Alter von acht Jahren endlich erreicht, dass Frauchen sich überzeugen liess keinen Geländelauf mehr mit mir zu starten.  

Es war wirklich peinlich, nicht ich zog Frauchen in Huskymanier hinter mir her sondern überliess ihr einmal diesen anstrengenden Part.  

Ich liess mich ein klein wenig im Geschirr hängen um ihr wirklich den Spaß ein für allemal zu verderben.  

Nur im Zieleinlauf, als alle uns sehen konnten, zeigte ich mich gnädig und wechselte auf meine mir zugedachte Position um sie nicht blosszustellen.  

Ihre Lekion hatte sie schließlich gelernt. 

Auf der Gerätebahn wurden wir am Ende unserer Laufbahn dann ein Spitzenteam. Sie konnte sich auf meinen fehlerfreien Lauf verlassen und hatte die nötige Luft für einen anständigen Sprint ohne mir, wie in jungen Jahren, bei jedem Hindernis zubrüllen zu müssen was ich zu tun habe. 

Die Vierkämpfe wurden Gott sei Dank auch seltener, nur bei Tunieren auf unserer eigenen Platzanlage meldete sie uns dann und wann nochmal an, da ein Heimspiel bekanntlich die besten Noten bringt. 

Ich war schon acht und es handelte sich um ein Nachttunier.  

Eigentlich schläft man in meinem Alter um diese Zeit schon und turnt nicht mitten in der Nacht zwecks Gehorsamsübungen auf der Platzanlage herum.  

Diesmal hatte ich mir dann auch etwas ganz besonderes ausgedacht, in der Freifolge und Leinenführigkeit zeigte ich eine recht ordentliche Leistung und Frauchen entspannte sich spürbar von Schritt zu Schritt. Jetzt fehlte nur noch die Sitz,-und Platzübung.

Sie fühlte sich schon als Siegerin des heutigen Abends über meinen störrischen Charakter.

Wir gingen los zur Sitzübung.  

Ich war bereit; nach dem zwölften Schritt kam das Kommando `Sitz `, Frauchen ging die vorgeschriebenen dreissig Schritte weiter, drehte sich um, erst erleichtert dreinschauend, dann erkennende, Scheiße..., genau, ich hockte mit gebeugtem Rücken und drückte meinen Protest vor aller Augen hinten raus.  

Totenstille.

So, Frauchen, jetzt weißt du was ich von all dem hier halte. 

Aber nur Sturköppe halten Huskys; und stur war sie eben auch.

Die Quittung bekam ich ein Jahr später.

Diesmal wohl endgültig das letzte Mal, weil mit neun Jahren tun einem ja auch schon mal die Gelenke weh. 

Es war eine schöne laue Sommernacht und die bereits gestarteten Teilnehmer zeigten sich von ihrer Schokoladenseite.  

Als Pausenfüller sah man am Platzende eine immer wiederkehrende Karnickelfamilie beim Spiel, welche sich jedoch rechtzeitig beim Betreten eines neuen Teams wieder verkrümelte.

Endlich waren wir dran. das Publikum lauerte bereits gespannt ob wir diesmal ohne Pannen durch den Wettkampf kamen.

Ich wusste ja was von mir erwartet wurde und enttäuschte auch diesmal nicht. Meine schlappohrigen Kumpel zeigten ihre Spieleinlage dann während meiner Freifolge und , sorry, ich musste es tun, ich jagte also dem hoppelnden Getier hinterher.

Frauchen rief nach mir.  

Ich zählte genau mit, wohl wissend, dass ich nach dem dritten Rufen hören musste um Frauchen eine Disqualifikation zu ersparen, das hatte sie nun auch wieder nicht verdient.

Als wäre nie etwas geschehen beendete ich ordnungsgemäß die restlichen Übungen an der Seite meines heissgeliebten Frauchens.

 

 

Dies und Das 

 

In jungen  Jahren war Frauchen ja immer darauf bedacht dass ich meine Nachmittage nicht alleine verbringen musste wenn sie denn arbeiten ging.

Eines nachmittags dann, Oma war an diesem Wochenende verreist, wurde kurzerhand Frauchens beste Freundin in die Pflicht genommen.

Heissa, ich freute mich, denn dieser Freundin musste ich aus Canidensicht durchaus das Gütesiegel `Wertvoller Mensch `verleihen.

Sie konnte, ähnlich meiner Oma, auch schon mal gemütlich sein.

So nahmen wir an diesem Nachmittag zunächst auf Frauchens Dachterrasse ein ausgiebiges Sonnenbad um anschliessend ein wenig durch die Stadt zu promenieren. Sie war sehr grosszügig und passte sich ganz meinen Wünschen an.

Wir wohnten ja im Kreuzugsbereich und ich schleppte sie exakt zweihundert Meter in alle vier Himmelsrichtungen; sie liess sich erfreulich gut führen. 

Es war ihr wohl etwas peinlich, hatte sie doch den Eindruck, die Menschen im gegenüberliegenden Cafe müssten zwangsläufig denken, sie würde meinen elegant dahinschwebenden Körper vorführen und ein bisschen angeben, denkt ihr aber auch

nur, ich präsentierte stolz Frauchens Freundin als echten Hundeversteher. 

Wieder in der Wohnung setzte sie dann zur Fütteruing der Raubtiere an. Ein Highlight, gab es doch ausnahmsweise einmal echte fleischliche Leckerbissen.

Ihr müsst wissen dass man diese von einem vegetarisch lebenden Frauchen nicht unbedingt erwarten kann. 

So verwöhnt wartete ich auf Frauchens Rückkehr.

Man hab ich dich vermisst!

Frauchen hatte durchaus auch ihre faulen Tage was aber nicht unbedingt heisst, dass ich auf mein tägliches Trainingsprogramm verzichten sollte.

Kurzerhand schleppte sie mich neben dem Fahrrad her, vielen Dank auch.  

Wann immer sich die Gelegenheit bot, ich beobachtete sie sorgfältig, wenn sie arglos vor sich hinträumend daheradelte, bremste ich sie unvermittelt aus um meinen Senf zu den strassenrandigen Geschichten meiner Artgenossen zu geben.

Hin und wieder gelang es mir dann auch fast sie zu Fall zu bringen, ätsch !  

Quittiert wurde mein in ihren Augen ungehöriges Verhalten mit ihrem bitterbösen, taxierenden Blick.  

Auge in Auge standen wir diesen Machtkampf aus.

An guten Tagen liess sie mich schon mal gewinnen, ein fairer Zug.

 

 

Alarmstufe Rot

 

Es gibt zwei Dinge in der Menschenwelt die ich hasse wie die Pest.  

Das eine ist das Anfassen ohne Entgeld und gegen meinen ausdrücklichen Willen. Frauchen ist nun was uns Hunde angeht sehr kontaktbezogen, manch einer meiner Artgenossen weiss dieses ja auch zu schätzen.

Ich hingegen, sie vergleicht mich diesbezüglich auch gerne mit des Menschen zweitliebsten Haustier, mag dieses Angetouche nur wenn ich Lust dazu habe.  

Ihr könnt euch das so vorstellen, ich liege gemütlich auf dem Sofa vor dem Fernseher, Frauchen gesellt sich zu mir und lässt genüsslich ihre Finger durch meinen Pelz gleiten.

 

So aus meinen Träumen gerissen zähle ich innerlich schon bis zehn, dann gebe ich den ersten wölfischen Warnschuss ab.

Schier unbeeindruckt verstärkt sie ihr Zwangskuscheln noch um eine Nuance. Sekunden später fletsche ich die Zähne und zeige ihr ein dezentes Schnappen.  

Da sie aber davon überzeugt ist der Boss zu sein, werde ich nun ihrerseits zur Ordnung gerufen indem sie sich extra nah über mich schmeisst, ich halte dies genau so lange aus bis sie ihrer Chefsache Genüge getan hat und trolle mich, nicht ohne ihr meinen besten, von Empörung sprühenden Blick zuzuschmeissen.

 

Dabei könnte sie es so einfach haben, ein Leckerchen...einmal Anfassen; das halte ich für einen aufrechten Deal.

Viele ihrer Mitmenschen haben dies ja auch kapiert; da mich jeder gerne einmal kraulen möchte, hab ich mich zu einem echten Profischnorrer entwickelt.

Aber nicht nur im privaten Umfeld muss ich mir diese Verletzung meiner Intimsphäre gefallen lassen, hat sie sich doch nachdem meine Karriere als Tunierhund beendet war wieder etwas Neues einfallen lassen.

Da ich den Gehorsam nach Gutdünken ja nun beherrsche wandten wir uns dem Obedience zu.

Reiner Gehorsam, gespickt mit einigen Neuheiten denen ich sehr wohl ein wenig Spaß abgewinnen kann wie z.B. das Apportieren eines Bringholzes.

Leider wird mir während der Gehorsamsübung abverlangt, still stehend, mich von einer mir fremden Person abtasten zu lassen, dabei bin ich doch an den Flanken extrem kitzelig.

Zu allem Übel hat Frauchen vergessen den Betaster darüber aufzuklären mich am Ende der Tortur mit einer Leckerei zu belohnen.

Damit nicht genug, im Anschluss wird Frauchen auch noch aufgefordert diesem Fremden mein Gebiss zu zeigen.

Mal ehrlich, was gehen den meine Zähne an ?

Als nicht weniger übel empfinde ich die Zeit des Fellwechsels, zweimal im Jahr, wenn sich dicke Büschel meines wölfischen Pelzes verabschieden.  

Frauchen mag das gar nicht sehen und wenn immer sie Gelegenheit hat zupft sie an mir herum um mir, so denkt sie nun mal, freundlicherweise beim Fellwechsel behilflich zu sein.  

Wenn es dann ganz arg wird jagt sie mit der Bürste hinter mir her; das Teil löst bei mir nur eines aus, Fluchtinstinkt, um meinem äusseren Erscheinungsbild wieder ein gepflegtes Aussehen zu verleihen.

Da sch...ich aber mal drauf, die Natur regelt sich ganz von selbst und keiner meiner wölfischen Vorfahren ist jemals mit einer Drahtbürste malträtiert worden. Back to the Roots !

Gott sei Dank ist Frauchen nicht nachtragend denn ich, Aischa, bin ja nicht immer nur cool. So gibt es tatsächlich eine Situation in der ich mich freiwillig in Frauchens Schoss flüchte, Gewitter.

Diese Naturgewalt löst bei mir glatt den Fearfactor aus und genau dann kuschele ich mich ganz dicht, am ganzen Leibe zitternd an sie ran, Mama hilf mir.

Dann ist sie immer ganz lieb und hält mich, beruhigend auf mich einredend, ganz fest.

Frauchen ich hab dich lieb.  

 

 

Renovierungsarbeiten

 

Das Frauchen ein Landei ist habt ihr ja schon mitgekriegt.

Ich sah es kommen, unsere luxuriöse Stadtwohnung gehörte der Vergangenheit an.

Schöner  wohnen für uns Haustiere war angesagt und so erwarb sie eine Doppelhaushälfte in einem Dörfchen namens Pfalzdorf.

Meine Hundeoma und ich waren reichlich geschockt als wir unser neues Domizil das erste Mal von innen betrachteten.

Oh Gott oh Gott.

Da musste mal alles neu, was für eine Bruchbude. Man Frauchen du bist vielleicht bescheuert.

Das einzige was mir auf Anhieb gefiel war der unkrautmässigwüst entgleiste Garten.

Ein wahres Dschungelparadies.

Der Vorteil Frauchens Renovierungsarbeiten war aber, dass ich das nächste Vierteljahr bei meiner Hundeoma einziehen durfte.

Das war wie zwölf Wochen Jahresurlaub am Stück von meinem aktiven Frauchen.

Hier durfte ich mal richtig ausschlafen und auch bei meinem fortgeschrittenen Alter war Oma ja erziehungstechnisch noch so gut drauf, das jedes Wohlverhalten meinerseits mit einer kleinen Leckerei belohnt wurde.

Abends schauten wir dann gemeinsam fern und ich bettete meinen Kopf auf ihren Füssen.

Aber jeder Urlaub geht einmal zu Ende uns als Frauchen fertig war zogen wir mit Sack und Pack aufs Land.

Jetzt muss ich sie aber wirklich loben, das hatte sie gut hingekriegt.

Hier kann man mal entspannt alt werden.

Das einzigste was meine Freude ein wenig trübte war der Tag an dem Frauchen sich wieder unserer Hobbys erinnerte.

Wir sollten beim Vereinstunier mitmachen. Fröhlich legte sie mir morgens mein Laufgeschirr an und musste beschämt feststellen, dass meine Konfektionsgrösse um ein paar Nummern nach oben geschnellt war.

Ein fetter Husky.

Als von dem einen oder anderen Vereinsmitglied auch noch ein paar, hässlich, ironische

Bemerkungen fallengelassen wurden, war mein Schicksal für die nächsten Wochen mal wieder besiegelt.

Mein herrlich faules Leben im Hotel Oma gehörte endgültig der Vergangenheit an.

Die nächsten Wochen waren die Hölle.

Zwei Wochen später hatte ich nämlich mein Idealgewicht wieder.

Mach nur Frauchen, mein Gedächtnis gleich dem eines Elefanten.

Nicht vergessen: Rache ist süss !  

 

 

Yala und die Böckchenbande

 

Auf  Frauchens Anwesen stand ja nicht nur eins, nein es mussten gleich zwei Häuser sein.

Im Garten gab es noch ein ehemaliges Waschhaus, massiv aus Stein gebaut und dort fanden ihre Karnickel ein neues Zuhause. Mittlerweile war die Kaninchenfamilie ja auf zehn Exemplare herangewachsen da sie in der Zoohandlung einmal den Griff in die Vollen tat und eine trächtige Häsin erwarb. Die munteren Schlappohren bewohnten jetzt also ein stattliches Anwesen und bekamen auch noch einen prächtigen Auslauf in dem sie schalten und walten konnten wie es ihnen beliebte.

Aber dessen nicht genug, Meerschweinchen mussten her, und eines Tages machten wir uns auf den Weg ins nahegelegene Tierheim nach Louisendorf.  

Wir hatten Glück, denn herzlose Menschen hatten tags zuvor in einer Kiste am Waldrand fünf Meerschweinchenböcke ausgesetzt.

Sie wurden kurzerhand die `Böckchenbande ´getauft.

Wir waren schon halb zur Tür hinaus als sie die alles entscheidende Frage stellte welche Hunde denn gerade Tierheimgäste wären, als das Wort Husky fiel leuchteten ihre Augen auf und das Schicksal nahm unvermeidlich seinen Lauf .

Ich musste mit den Meerschweinchen im Auto warten während sie den Vertreter meiner Rasse begutachten ging.

Meine Freude war von kurzer Dauer als sie ohne denselben zu uns ins Auto stieg. Sie erzählte mir, dass sie am nächsten Tag ein Treffen für uns beide, es handelte sich um eine zweijährige Huskyhündin aus Spanien, vereinbart hatte.

Ich verbrachte meine letzte Nacht als Einzelhund.

Am nächsten Tag waren wir wieder da und wurden uns im tierheimeigenen Auslauf vorgestellt. Aber so einfach wollte ich mich nicht geschlagen geben und nach bester Huskymanier ignorierte ich diese spanische, blauäugige Schönheit, sie mich übrigens auch.

Frauchen brach dann mit uns zu unserem ersten gemeinsamen Spaziergang auf. Als echter Hundekenner stellte sie fest, dass wir uns mit Ignoranz aber ohne Aggression begegneten, und so wurde Yala, so tauften wir sie später, zu einem Probenachmittag zu uns nach Hause eingeladen.

Frauchen zeigte ihr das Haus, den Garten, die aus Huskysicht herrlich vielen `Beutetiere `und Yala nahm all dies mit wachsender Begeisterung auf. Sie war schwer damit beschäftigt Frauchen zu gefallen und biederte sich untertänigst an. Aber merk dir Eines, ich, Aischa, bin hier der Boss.

Frauchens Herz hatte sie längst gewonnen und sie unterzog uns einem letzten Härtetest. Wir wurden kurzerhand ins Auto verfrachtet und mussten so auf engstem Raum gemeinsam ausharren während sie bei Aldi einkaufen ging.

Wir benahmen uns ordentlich und als sie bepackt mit zwei nagelneuen Hundenäpfen und Haustierdecken wieder zu uns stiess wurde mir klar, der spanische Emigrant hielt Einzug in unser ach so beschauliches Leben.  

 

 

Zweithunde...find ich gut

 

Nach anfänglicher Skepsis lernte ich doch bald die Vorteile der zugezogenen Spanierin

zu schätzen. Mir zeigte sie zunächst so etwas, das man kalte Schulter nennt, war sie doch vollauf damit beschäftigt, sich Frauchens Sympathie zu erwerben.  

Sie folgte ihr auf Schritt und Tritt und Frauchen konnte noch nicht einmal mehr in Ruhe aufs Klo gehen ohne zwei überschwängliche Pfoten auf ihren Schultern, die zwangsläufig sitzende Position ausnutzend.

Jetzt hatte sie ihren Kuschelhund und ihre Streichelattacken wurden hauptsächlich auf den Neuzugang projeziert.

Auch fand sie schnell heraus dass Yala, rassetypisch, ein echter Langstreckenläufer ist. Unermüdlich, einer Nähmaschine gleich, trabte sie freudig Kilometer für Kilometer durch den Reichswald. Die beiden waren echt rekordverdächtig.

Ab sofort war die Langstrecke kein Thema mehr für mich und mir wurden endlich die altersentsprechenden Kurzstrecken zugemutet, gerade ausreichend um meine langjährige Fitness zu erhalten. Stattdessen durfte ich wieder öfter meiner früheren Profession, dem gemütlichen Erkunden des Wegrandes nachgehen.

Auch kehrten vermehrt Hundeleckerchen in meinen Alltag ein, basierte doch Yala`s Erziehung hauptsächlich auf positiver Verstärkung, und da Frauchen ja immer gerecht ist profitierte ich doch sehr.

Eines wusste Yala ganz besonders zu schätzen, Schweineohren.

So etwas hatte sie in ihrem bisherigen Leben noch nie genossen.

Einmal, auf einem ländlcihen Spaziergang kamen wir an einer der selten gewordenen Freilaufwiesen für Hausschweine vorbei. Wir waren natürlich hoch interressiert als sich die grosse Steckdosennase einer Landsau freundlich schnüffelnd näherte.

Yala wich zunächst erschrocken vor diesem grossen Tier zurück, bis sie die Erkenntnis wie ein Blitz traf, Frauchen schaffte es gerade noch sie an der Leine zurückzuziehen, bevor sie genüsslich in das verführerisch duftende Schweineohr beissen konnte.

Von da an passierten wir die Wiese nur noch in gebührendem Abstand, zum Schutz der Sau.

 

 

Das darfst du nicht...  

 

Nicht nur Frauchen, auch ich wurde in die Erziehung Yala`s einbezogen, hatte sie doch wenig von der Menschenwelt in ihrem bisherigen Leben kennengelernt.  

Sie erzählte mir, dass sie in Spanien in einem Rudel gelebt hatte ohne viel Kontakt mit den Menschen gehabt zu haben. Die Hundesprache beherrschte sie perfekt und so bekam ich eine ebenbürtige Partnerin die mir strikt untersagte sie zu besteigen.

O.K., ich war ja gönnerhaft und konnte durchaus auf dieses dominierende Geplänkel verzichten.

Als erstes, in meinen Augen wichtigsten Verhaltensweise im Umgang mit den Zweibeinern, brachte ich ihr bei bloss nicht auf frischer Tat ertappen lassen !

Das nahm Yala sich sehr zu Herzen und beachtete diesen gut gemeinten Rat stets wenn sie die Verbotsschilder in Frauchens Haus übertrat.

Frauchens Leben wurde wieder richtig spannend, wusste sie doch nie was sie nach der Rückkehr von der Arbeit erwartete.

Spanische Hunde sind nun wahre Überlebenskünstler und immer auf der Suche nach Fressbarem. So war Yala das Durchforsten von Mülleimern ein tägliches Hobby, so dass ein achtlos verschlossener Mülleimerdeckel die Küche innerhalb von Sekunden in eine Müllkippe verwandeln konnte.

Um ihren jungendlichenn Spieltrieb zu befriedigen fand sie auch grosse Freude an der fachgerechten Zerkleinerung von Altpapier; eine Tüte Konfetti war Peanuts dagegen. Richtig sauer wurde Frauchen erst als sich dieser Profiaktenvernichter an ihren Büchern vergriff.

Da sie aber auch hier schlau genug war sich nicht erwischen zu lassen, blieb lange Zeit die Tür zum Arbeitszimmer verschlossen wenn Frauchen ausser Haus war. Das ärgerte mich schon sehr, stand doch neben ihrem Schreibtisch mein Seniorensessel für gemütliche Stunden.

Eines nachmittags, Frauchen hatte Nachtdienst an diesem Tag, erledigte sie noch schnell ein paar Einkäufe ehe sie zur Arbeit musste.

Als sie heimkam war die Küche mal wieder  in ein Schlachtfeld verwandelt. Yala hatte es inzwischen geschafft, die Schublade mit den Süssigkeiten zu öffnen und lag, aufgeblasen wie ein Luftballon, nach Luft schnappend, inmitten von leeren Verpackungen.

Sie hatte sage und schreibe Frauchens gesamten Wochenvorrat an Schokolade, Chips, Erdnüssen und Lebkuchen innerhalb von Sekunden vertilgt. Ich habe mich wohlweisslich nicht an dieser Aktion beteiligt, weiss ich doch mittlerweile dass einem dieser Süsskram nur Bauchschmerzen beschert.

So wars denn auch, Yala jammerte und da Frauchen so keinesfalls beruhigt arbeiten gehen konnte wurden wir kurzerhand unserer Hundeoma aufs Auge gedrückt. Oma freute sich, hatte doch auch sie eine Nachtwache gewonnen, denn Yala kotzte was das Zeug hielt und setzte nicht zuletzt Massen an dünnflüssigem Stuhlgang ab, immer Oma mit dem Wischmopp auf den Fersen.

Am Ende der Nacht hatte sie sich von allen canidenunverträglichen Nahrungsmitteln befreit. Frauchen holte uns um sechs Uhr morgens ab und Oma konnte endlich ihre wohlverdiente Nachtruhe antreten, nicht ohne Frauchen Prügel anzudrohen sollte sie noch einmal derart ihre Aufsichtspflicht über diesen spanischen Junghund verletzen.

Am nächsten Tag verbannte sie alle Süssigkeiten in das oberste Fach des Küchenschrankes.

 

 

Gewohnheiten

 

Nicht nur ihr Menschen, nein auch wir Hunde sind Gewohnheitstiere. Neuerungen, schlicht Unerwartetes lässt und mitunter reichlich dumm aus der Wäsche schauen.

In unserem neuen Zuhause hatte Frauchens Auto seinen Schlafplatz mit einer ebenerdigen Garage eintauschen dürfen. Diese Garage, ich würde sie eher als Schuppen bezeichnen, lag am Ende unseres Grundstückes.  

An der hinteren rechten Seite nun hatte diese Garage eine Tür, sodass wir bequem direkt in unserem Garten aussteigen konnten. Die Einfahrt war etwas unübersichtlich, umrahmt von Hecken und den tiefhängenden Zweigen eines Kirschbaumes, sodass Frauchens Gewohnheit war rückwärts einzuparken. Dieses hatte den Vorteil, dass sie uns lediglich die Heckklappe öffnen musste und wir durch die rückwärtige Tür direkt im Garten landeten. Ausserdem war es ihrereseits leichter beim Verlassen des Carports den wenigen Verkehr einer kleinen Anliegerstrasse zu beobachten.

Wenn wir also morgens zu unserem ersten Spaziergang aufbrachen, dies taten wir meist mit dem Auto um den nächsten Wald anzusteuern, pfiff sie uns heran nachdem sie bereits die Heckklappe geöffnet hatte, während sie die Garagentür für uns aufhielt, damit wir bequem in unseren Transporter springen konnten.

Eines morgens, ich befand mich noch im Halbschlaf, ihrem kommandierendem Pfiff Folge leistend, sie in der geöffneten Tür, ich zum Sprung ansetzend, befand mich nach dessen Vollendung, halt suchend, mit allen vier Pfoten auf der Motorhaube. Langsam, nicht begreifend was geschah, rutschte ich von derselben ab und landete Sekunden später unsanft auf meinem Hinterteil.

Selten hat sie so gelacht. Sehr witzig.

 

 

...und noch ein Vogelkind

 

Zur Vorgeschichte muss man sagen, dass Yala es eines Tages fertig brachte, in Frauchens Garten eine junge Amsel zu erbeuten die es nicht mehr rechtzeitig schaffte zu entwischen.

Leider ein Fehler, tat sie dieses doch genau unter ihren Augen.

Ich schlug die Pfoten über dem Kopf zusammen um Frauchens Rachefeldzug für die Vogelwelt nicht mit ansehen zu müssen. Auch Yala wurde ihres Innerhäuslichen Jagdtriebes entledigt.

Vögel, insbesondere schwarzgefiederte, wurden zum absoluten Tabuthema. In einem Frühsommer brachen wir nachmittags wie gewohnt zu unserem Spaziergang an der Niers auf.

Vormittags hatte ein Gewittersturm unsere Welt in Unruhe versetzt. Der Wanderweg war eine einzige Pfützenlandschaft und überall lagen abgebrochene Äste am Wegrand. Stellenweise säumten grosse Pappeln unsere Wanderstrecke, dort sahen wir sie dann sitzen, klitschnass, das rosa Bäuchlein zwischen den daunenartigen noch jungfräulichen Federn, hockte sie in Erwartung, mit kindlichem Gemüt, der nahenden Rettung entgegen; eine kleine Dohle, wohl vom Unwetter aus dem schützenden Nest gefegt.

Kurzerhand nahm Frauchen das nasse Vogelkind auf und bewahrte sie zweifelsohne vor dem sicheren Tod. Sie landete in der schützenden Kapuze von Frauchens Anorak und unser Auslauf machte eine scharfe Kehrtwendung Richtung Heimat.

Aber wie füttert man eine junge Dohle ?  

Frauchen wusste nur dass diese Vögel Allesfresser waren und fünf Minuten später fand sich diese Vegetarierin an der Fleischtheke eines nahegelegenen Supermarktes wieder. Es gab Hackleisch `A la Carte `; mann, Vogelbaby müsste man sein.

Zuhause manschte sie dann eine Pampe aus Hackfleisch und Eifutter zusammen die sie unserem neuen, hungrigen Gast auf einem Silberlöffel in den weit aufgerissenen Schnabel, ähnlich dem eines Breitmaulfrosches, einflösste.

Für den ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt schob sie noch den Inhalt einer mit Wasser gefüllten Spritze hinterher. So gesättigt und wider getrocknet bezog Sparky, so tauften wir das kleine Federvieh, sein neues Quartier, eine Kleintierbox.

Unsere Ruhe war mal wieder dahin, denn alle paar Stunden verlangte Sparky mit einem durchdringenden KRAH, KRAH nach neuer Nahrung.

In den nächsten Wochen war er immer dabei. Meist hockte er auf Frauchens Schulter, war er doch sehr neugierig und wollte alles kennenlernen.

Im Garten lernte Sparky dann, selbst für seinen Unterhalt zu sorgen.

Auch Flugstunden gehörten zu seinem Ausbildungsprogramm, wurde er doch kurzerhand auf Ästen abgesetzt um zumindest im Sturzflug schon einmal den Einsatz seiner Flügel zu erlernen.

Uns Huskys fand er dann besonderas toll, konnte man doch herrlich an unserem Fell ziehen und in die Ohren picken. Yala tat sich anfänglich etwas schwer, doch auch sie lernte die Vogelattacken zu tolerieren, Frauchens warnenden Blick im Nacken.

Einen nachmittags kam auch hier der Tag des Abschieds.

Kurz und schmerzlos wanderte Sparky zur Wintergartentür hinaus, überzeugt genug für ein Leben in Freiheit gelernt zu haben, und ward nicht mehr gesehen.

Lange Zeit lief Frauchen durch den Garten und rief jeder auf dem Dach verweilenden Dohle ein leises `Sparky `zu, still auf eine Antwort horchend. 

 

 

Floßfahrt 

 

Es war dieser heisse Sommer 2003 in dem selbst die Fliegen zu faul zum fliegen waren.

Gott sei Dank beugte sich Frauchen auch der sommerlichen Hitze.

Wie im Stilleben drapierten wir unsere Körper von Zeit zu Zeit an unterschiedlichen Stellen des Gartens. Manchmal schaute Frauchen nach mir ob ich noch nicht den ihrer Meinung nach unvermeidlichen Sonnenstich hätte, da ich mich doch wider aller Erwartungen gezielt zum Sonnenbad mitten hineinlegte.

Zum spazierengehen wählte Frauchen meist ein kurzes Stück Weg an den Nierswiesen, welcher sich im spitzen Winkel dem Flüsschen näherte, an dessen Ufer wir uns kurz abkühlen konnten.

Hier legte ich mich oft in die Strömung, gleich einem edlen Araberhengst im wüstenähnlichen Bewegungsbad. Wenn wir genug davon hatten machten wir uns langsam wieder auf den Heimweg. Meist stöberte ich noch ein wenig am Ufer bis Frauchen meinen Verlust bemerkte und mich forsch bei Fuß orderte. So auch an einem heißen Tag in diesem Sommer. Sie konnte mich gar nicht mehr sehen, denn mittlerweile trennten uns cirka einhundert Meter Wiese. Ich hörte sie zwar, aber etwas Hochinterressantes fesselte meinen Blick. Eine Gruppe Menschen näherte sich auf einem Floß meinem Gesichtsfeld.

Es herrschte ausgelassene Feierstimmung an Bord. Irgendwann bemerkten diese Fremden mein verzweifeltes Frauchen und gaben wild gestikulierend meinen Standort bekannt. Verräter, dies war der Zeitpunkt zum Handeln, zumal ich die Vibrationen ihrer wütenden Füße bereits in meinen Pfoten spürte.

Ich stürzte mich mutig in die Fluten um mich der feiernder Menschenhorde anzuschliessen, denn mit Sicherheit gab es an Bord auch etwas Essbares.

Mit aller Kraft zog ich mich an den Vorderpfoten hoch aufs Floß und bedankte mich für die nette Aufnahme erst mal mit einer kühlenden Dusche für die schwitzenden Menschen, indem ich mich ausgiebig schüttelte. So stellte ich mich jedem einzelnen vor und sondierete die Lage nach Leckereien. Verzweifelt stellte ich fest, dass es offensichtlich nur Flüssignahrung an Bord gab.

Frauchen welche wüst schimpfend am Ufrerand stand ignorierte ich völlig. Eigentlich hatte ich geplant, diese lustige Floßfahrt bis nach Kessel mitzumachen und dort von Bord zu gehen. Leider hatte ich die Rechnung ohne die Menschen gemacht, welche voller Mitleid mit meinem hilflosen Frauchen entschlossen waren , mich schon vorher von Bord zu schicken.

Beherzt schubste man mich auf Anraten meines Frauchens, das vergess ich dir nie, von Bord. Unsanft tauchte ich einmal unter und kam prustend wieder hoch.  

 

 

...und ein stolzer Hahn war auch dabei

 

Frauchen hatte ihre festen Vorstellungen vom Landleben und ihr grösster Wunsch war eine eigene Hühnerschar, Platz genug hatten wir ja.

Eines Tages machte sie sich auf, eine Rassegeflügelausstellung zu besuchen. Sie hatte Glück, traf sie doch einen ehemaligen Patienten der ihr bei der Erfüllung dieses Wunsches behilflich sein konnte. Selbst Geflügelzüchter einer edlen englischen Haushuhnrasse namens Orpington`s war er gerne bereit, ein paar seiner edlen Hennen zu vererben.

Drei Stück sollten es sein und ein dem Kochtopfgeweihter Hahn durfte ebenfalls mit.

So hielten sie Einzug, Napoleon, ein stolzer, glänzend schwarz gefiederter Hahn mit imposanten rotem Kamm und seine Hofdamen Martha, Jule und Fine.

Fine brachte uns häufig zum Lachen, war sie doch von Geburt an auf einem Auge blind. Oft drehte sie sich im Kreis, einer knicksenden Hofdame gleich, mit zur Seite geneigtem Kopf um mit dem sehenden Auge ihre Umwelt zu erkunden.

So gehandicapt, wie könnte es anders sein, wurde sie Frauchens Kuschelhuhn, liess sie sich doch leicht einfangen.

Wir waren beeindruckt von diesen imposanten Vögeln und beobachteten sie oft wenn sie gackernd Frauchens Garten auf Vordermann brachten.

Als es wärmer wurde kamen sie auch fleissig ihrer zugedachten Aufgabe, dem Eierlegen, nach.

Mmhh lecker, die waren köstlich und wir lieferten uns mit Frauchen ein Wettrennen, um die frischgelegten Eier zu ergattern. Oft schnupperten wir an den Hintern der pikierten Hennen um den Vorgang zu beschleunigen, aber so ein Huhn ist nunmal kein Kaugummiapparat bei dem man auf Knopfdruck mit einem Bonbon belohnt wird, also mussten wir geduldig ausharren.

Manchmal legte ich mich direkt in das grosse Nest des Federviehs um die beste Ausgangsposition zu haben, aber weder Martha noch Jule noch Fine waren bereit, mich unmittelbar an der Eiergeburt teilhaben zu lassen, verstand ich gar nicht.

Das Lustigste aber war wenn Napoleon seine ihm zugedachte Aufgabe wahrnahm, das Beglücken der Hühner.

Er plusterte sich auf, machte einen edlen Kratzfuss in Vollendung, die Untertanen am Hofe des Sonnenkönigs hätten sich hiervon eine Scheibe abschneiden können, und dann ging es los, Hennenrennen. Laut gackernd rannten sie was das Zeug hielt um dem Hahnenakt zu entgehen.

Aber Napoleon, voll im männlichen Safte stehend, hatte Ausdauer und nacheinander erwischte er sie alle, täglich.

Am liebsten hätten wir bei der munteren Hennenjagd mitgemacht aber Frauchen hatte dies strikt untersagt und so begnügten wir uns mit der Zuschauerrolle und schlossen Wetten ab, welche Henne der Hahnenjagd am längsten entging.

 

 

...und noch ein Wort

 

Mittlerweile befinde ich mich in meinem zehnten Lebensjahr und hier möchte ich mich einmal ausdrücklich bei meinem Frauchen bedanken für das spannende Leben dass ich bis zum heutigen Tage an ihrer Seite geniessen durfte.

Stets hat sie mich mit freundlichem, liebevollem Respekt behandelt auch wenn wir oft unsere dicken Schädel aneinander gerieben haben.

Sie erlaubte mir grosszügig ihre Partnerin zu sein, dafür war ich auch gerne bereit, vollkommen rasseuntypisch, friedlich mit ihren Kleintieren zu leben, Gehorsam zu zeigen auch ohne Leine, und was sonst noch so wichtig ist zwischen Hunden und Menschen.

Allen Vierbeinern dieser Welt wünsche ich ebensolche Menschen, damit auch ihr sagen könnt : " Schön ist es auf der Welt zu sein !"

 

 

 

...sieben Jahre später

 

Langsam tauche ich aus den Tiefen meiner Träume empor, Licht kitzelt mich wach und die Geräusche des heimkehrenden Rudels dringen an mein Ohr.

Meine alten Glieder recken sich gemütlich in der kuscheligen Wärme meines Hundekorbes, und sehr langsam, mit steifen Bewegungen richte ich mich auf und bringe meine vier Pfoten in den Stand.

Die ersten Schritte noch steif, langsam flüssiger werdend begrüsse ich Frauchen, Yala und unseren kleinen Prinzen Akito.

 

 

Die Drei haben schon ihre erste Runde im Wald hinter sich gebracht.

Omagerecht lässt man mich heute ausschlafen und nun mache ich meine kleine Runde mit Frauchen zum Bäcker.

Mittlerweile schlafe ich die meiste Zeit des Tages, fressen finde ich auch heute noch gut und ganz besonders liebe ich den Garten und die Sonne.

So geniesse ich nun meine alten Tage inmitten meines Rudels das allgegenwärtig in seiner Vertrautheit um mich ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 Ahoi,

es ist nun Zeit von Bord zu gehen, die Reise meines Lebens endet hier.

Starke Bande haben mich lange gehalten aber nun können meine Pfoten mich nicht mehr tragen.

Am Ufer sehe ich eine wunderschöne bunte Brücke, gleich einem Regenbogen.Sie lädt mich ein hinüber zu gehen. Vorsichtig setze ich Pfote für Pfote, erst langsam dann immer schneller werdend. Am Ende in grossen weiten Sätzen, wie in jungen wilden Jahren.

Aus der Ferne dringt fröhliches Gebell an mein Ohr, vertraute Stimmen aus fernen Tagen...

 

           Aischa, im Juni 2012